| Geschichte des Landgasthaus Paulinerhof | |
![]() Pauliner Hof in Kasel vor der Renovierung (1999) |
Wie könnte es gewesen sein? |
| In Mitteleuropa gibt es wenige
entscheidende Punkte, an denen man viel Geschichte festmachen kann. Oder
wie heißt es in Trier? Napoleon ist an allem schuld – oder aber die Römer... |
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| Dass Sie heute hier speisen können liegt vielleicht an beiden. | |
| Ante romam treveris stetit annis mille trecentis (so steht es in Trier geschrieben). | |
| So weit zurück
wollen wir den Ursprung dieses Hauses, dieser Hofstelle nicht suchen. Die
Kelten hinterließen in unserem Raum den Menhir oder Hinkelstein bei
Thomm, das Hügelgrab bei Thomm und die Fliehburg auf der Naumeter
Kupp. In größerer Entfernung den Keltenwall (Stadtmauer) bei
Otzenhausen. War dies der Schauplatz für die Schlacht in Caesars Gallischem
Krieg? In Kasel selbst wurden keine Funde gemacht. Oder doch, denn wie sagte mir ein alter Kaseler? „Hier fließt ja der Benninger Bach, genannt nach den Orten Ober- und Niederbenningen. Niederbenningen ist diese Hofstelle hier, Oberbenningen ist im 30 jährigen Krieg zur Wüstung gefallen, im oberen Teil dieses Tales.“ |
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| Wenn man statt Benningen 'Beiningen’ sagt, wie öfters geschehen, so könnte das auch eine andere Bedeutung haben. Beiningen könnte auf einen Friedhof hindeuten und dieser wiederum soll im Wald unterhalb der Kupp gewesen sein. In diesem Fall könnte die Gegend schon unter den Kelten Bedeutung gehabt haben. | |
| Für mich
ist mit Sicherheit hier römischer Ursprung zu suchen. Die Römer
bauten ihre Wasserleitung von der Ruwer und Riveris bei Waldrach nach Trier.
Diese führte direkt hier am Haus vorbei. Einige original Reststeine,
hier vor Ort gefunden, können Sie in unserer Vitrine sehen. Das Benninger Tal wurde von einem kleinen Aquädukt überspannt, deshalb war hier die Wasserleitung schutzbedürftig. |
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| Und wie bewachte
man einen Punkt besonders kostengünstig? Indem man einen Bauernhof,
eine kleine Ortssiedlung errichtete. Nach dem Motto: „Gib den Bauern
etwas Land hinter dem Haus, in dem Tal, und sie passen automatisch auf
die offenliegende Wasserleitung auf, sie sorgen dafür, dass keiner
der Wasserleitung zu nahe kommt, dass keiner die Wasserversorgung der Stadt
Treveris beschädigt.“ Außerdem ist an diesem strategisch interessantem Punkt der Verkehr von und zu der Stadt im Vorfeld besonders gut zu kontrollieren. |
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| So weit so gut.
Im vierten Jahrhundert mussten die Römer den Franken das Feld räumen.
Nach längerer Zeit der Unruhe und Zerstörung konnten sich diese
hier festsetzen und sowohl verwaltend als auch wieder aufbauend eingreifen.
Hierzu bedienten sich die Franken unter anderem der Klöster. So beschenkte
der Frankenkönig Dagobert um 630 das hiesige Gebiet dem Kloster St.
Paulin in Trier. Daher der heutige Name „Paulinsberg“ hinter
dem Haus und auf der Höhe der „Pauliner Wald“ Richtung
Grünhaus. Das Bistum Trier ist das älteste Bistum Deutschlands. Der Trierer Dom ist im Kern römischen Ursprungs, er war der Palast der Kaiserin Helena, der Mutter Konstantin des Großen. Das Stift St. Paulin ist neben dem Domstift nicht nur das älteste, sondern zählte auch zu den reichsten Klöstern. Die Klöster waren die Grundherren und die Bauern hatten Frondienste u.a. in deren Weinbergen zu leisten. Auch waren sie zehntpflichtig. Die Zufahrt in die Weinberge erfolgte durch den Torbogen hier im Haus, so dass die Pauliner Klosterbrüder vor Ort im Herbst bequem Ihren Zehnt einkassieren konnten. |
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| Nun kommt auch
Napoleon mit ins Spiel, der um 1800 alle linksrheinischen Klöster
auflöste und den Klosterbesitz zu Gunsten der Staatskasse versteigerte – Kriegsführung
kostete schon immer viel Geld. So kam der Besitz in private Hände. Heute tafeln Sie hier, vielleicht wie die Prälaten der klösterlichen Zeit? Kasel war kirchlich zweigeteilt. Kasel-St. Irminen (jenseits der Ruwer) gehörte pfarrlich zu Waldrach. Kasel St. Paulin, dieses Anwesen, der Pauliner Hof, gehörte zu St. Paulin und hatte seine eigene Kapelle, in der getauft und geheiratet wurde. Diese war der hl. Katharina geweiht, als Kathreinen Kapelle bekannt, daher auch der benachbarte Kathreinen Berg, Kathreinen Bach. Durch den uralten Eingang zur Kathreinen Kapelle gehen Sie heute in unsere Festscheune, unsere Hochzeitsscheune, unsere Kathreinen-Scheune. Sie sehen, der selbe Ort hat verschiedene Namen, Beiningen, Benningen, Kasel-St. Paulin, Kasel St. Kathreinen; lassen wir es beim Namen der 1200 jährigem Zugehörigkeit, Pauliner Hof. |
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Dieser Ort war
also schon immer ein Ort, an dem man sich gerne versammelt, getroffen,
gefeiert hat. |
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